Onkologische Diagnosen und Therapien verursachen häufig schwere psychische Belastungen, Unsicherheit, Angstzustände, Schlaflosigkeit und Depressionen. Diese Reaktionen beeinflussen den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität des Patienten. Akupunktur ist zu einem beliebten und zulässigen Ansatz in der ganzheitlichen Medizin geworden, um konventionelle onkologische Behandlungen zu unterstützen, vor allem, weil Patienten zunehmend nach nichtpharmakologischen Alternativen suchen. Sie wird hauptsächlich zur Behandlung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, vasomotorischen Symptomen und anderen Symptomen im Zusammenhang mit der konventionellen Behandlung angewendet. Onkologische Erkrankungen sind multifaktoriell und erfordern einen individuell abgestimmten, fachübergreifenden Ansatz. Chirurgie, Chemotherapie und Strahlentherapie bleiben jedoch unverzichtbare Eckpfeiler der konventionellen Behandlung.
Etwa 73 % der Onkologiezentren in den USA bieten ihren Patienten verschiedene ergänzende Behandlungen an. Weltweit führende Krebskliniken wie das Memorial Sloan Kettering Cancer Center, die Mayo-Kliniken und das Royal Marsden Hospital in London (GB) bieten Akupunktur zur Linderung der Nebenwirkungen bei Krebserkrankungen an.
Zahlreiche wissenschaftliche Artikel unterstützen die Rolle der Akupunktur als Ergänzungsbehandlung und haben gezeigt, dass sie krebsbedingte Symptome und Nebenwirkungen wie krebsbedingte Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen (postoperativ und sekundär zur Chemotherapie) lindert. Darüber hinaus sind vasomotorische Symptome häufige schwächende Nebenwirkungen der Antiöstrogen-Therapie in der Brustkrebsbehandlung. Eine Hormonersatztherapie, die normalerweise bei Frauen nach der Menopause zur Behandlung dieser Symptome angewendet wird, ist bei Brustkrebspatientinnen kontraindiziert. Untersuchungen zeigen, dass die gleichzeitige Anwendung von Akupunktur in der Behandlung von Symptomen bei Brustkrebs mit weniger Nebenwirkungen wirksamer ist als die konventionelle Pharmakotherapie. Die Akupunkturbehandlung führte auch zu einer statistisch signifikanten Verringerung der krebsbedingten Schmerzen.
Mit funktionellen bildgebenden Verfahren im Gehirn wurde festgestellt, dass Akupunkturnadeln die Aktivität und Konnektivität höherer Gehirnstrukturen verändern und durch ein neurobiologisches Modell erklärt werden können. Akupunktur hat eine analgetische Wirkung, indem sie die Produktion endogener Opioide wie die der Endorphine fördert und entzündungshemmend wirkt. Darüber hinaus wirkt sie angstlösend und antidepressiv und verbessert die Schlafqualität.
Die vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass Akupunktur kostengünstig ist und keine Nebenwirkungen hat. Akupunktur sollte daher nicht länger als mystische Praxis angesehen werden, denn sie wird jetzt und in Zukunft bei der unterstützenden onkologischen Versorgung einen wichtigen Platz einnehmen. Letztendlich sollte das Endziel darin bestehen, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Dr. med. Elena Rinaldi & Dr. Raymond Landgraaf
Literatur :