Allein in den USA sterben täglich 130 Menschen an einer Opioid-Überdosis. In den letzten 15 Jahren sind Überdosierung und Abhängigkeit von Opioiden zu einem zunehmenden Gesundheitsproblem geworden. Dies beschränkt sich nicht nur auf die USA, sondern ist eine weltweite Gesundheitsbedrohung, auch in der Schweiz, dem siebtgrößten Konsumenten der Welt. Es besteht also ein Bedarf an nicht-pharmakologischen und nicht süchtig machenden Strategien zur Behandlung chronischer Schmerzen, um die Abhängigkeit von Opioiden zu verringern. Und Akupunktur ist eine sichere und wirksame Alternative.
Opioide sind Schmerzmittel, wobei Codein, Morphin, Oxycodon und Fentanyl die bekanntesten sind. Vor der vorliegenden Epidemie wurden Opioide für kurze Zeit, für bestimmte Leiden (akute starke Schmerzen, Krebsschmerzen und andere tödlich verlaufende Erkrankungen) sowie zur Einnahme unter der direkten Aufsicht eines Gesundheitsdienstleisters verschrieben.(2) In dieser Hinsicht können sie durchaus aus „Wundermedikamente“ betrachtet werden und helfen auch tatsächlichen vielen Menschen weltweit. Opioide haben jedoch auch einen großen Nachteil: Wenn sie für längere Zeit eingenommen werden, tritt bei den meisten Personen eine Toleranz ein. Dies kann eine Erhöhung der Dosis erforderlich machen, was dann zu einer Abhängigkeit führen kann. Der Missbrauch und die Abhängigkeit von Opioiden werden so zu einer anhaltenden und sich rasch entwickelnden Krise der öffentlichen Gesundheit. Der Untersuchungsbericht über Drogenkonsum und Gesundheit schätzt, dass im Jahr 2017 1,7 Millionen Amerikaner von Opioiden abhängig waren. Angesichts der Opioidkrise in den USA warnen einige Mediziner in der Schweiz vor einer Überverschreibung von Oxycodon-haltigen Medikamenten und fordern die Schweizer Behörden auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Zwischen 1985 und 2015 stieg der Schweizer Opioidkonsum von 18 auf 421 mg/Person/Jahr. Damit ist die Schweiz der siebtgrößte Opioidkonsument pro Einwohner weltweit. (3-5)Es wird fraglos Zeit, sichere, wirksame und nicht abhängig machende Interventionen zur Behandlung chronischer Schmerzen zu finden.(6) Akupunktur kann eine Antwort sein. Basierend auf neuesten Erkenntnissen ist Akupunktur bei der Handlung mehrerer chronischer Schmerzerkrankungen wirksam, führt zu keinen ungewünschten Nebenwirkungen und resultiert in langfristigen Ergebnissen. Es wurde gezeigt, dass Akupunktur eine Reihe körpereigener Opioide aktiviert, was anhand eines neurobiologischen Modells erklärt werden kann. Akupunktur sollte daher nicht länger als eine mystische Praxis angesehen werden.(7-11) Schon heute unterstützen bereits mehrere Richtlinien und Organisationen die Akupunktur als wichtigen Bestandteil des multidisziplinären Ansatzes zur Behandlung chronischer Schmerzen, die eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Opioid-Epidemie spielen kann. 12 Akupunkturforscher und -praktiker leisten wichtige Beiträge zur Bewältigung der Opioidkrise und unterstützen Patienten mit chronischen Schmerzen und Opioidabhängigkeit mit einem nicht süchtig machenden, nicht pharmakologischen und harmlosen Ansatz. (8-9)
Dr. med. Raymond Landgraaf (Autor) & Dr. med Massimo Fumagalli (Co-Autor)
29.01.2020
Literatur: